Ausgabe Nr. 12 (November/Dezember 2007)

Fokus: Pariser Umland

Vaux-le-Vicomte

Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird

Es gibt einige Schlösser im Umkreis von Paris, doch nur wenige ziehen einen derart in den Bann wie Vaux-le-Vicomte. Liegt es an der Schönheit des Schlosses und am traumhaften Park, der eine perfekte Harmonie verkörpert? Oder ist es vielleicht sogar die menschliche Tragödie des Erbauers Nicolas Fouquet, die mit diesem Schloss für immer und ewig in Verbindung gebracht werden muss?

Barbizon

Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts

Die 1.400-Seelen-Gemeinde am westlichen Rand des Forêt de Fontainebleau war über Jahrhunderte ein unscheinbares Bauerndorf, bis es im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Mekka der französischen Landschaftsmalerei mutierte. Seitdem wurde die hier ihren Ausgang nehmende Kunstrichtung als «Schule von Barbizon» berühmt. So berühmt, dass Barbizon selbst heute noch von dem Renommee als Künstlerdorf zehren kann.

Fontainebleau

Kleines Paradies der Glückseligkeit

Die Stadt südlich der französischen Hauptstadt scheint es gut getroffen zu haben. In der Region ist sie dafür bekannt, ein vornehmer Wohnort zu sein, in dem es sich hervorragend leben lässt. Pariser Tagesausflügler schätzen den riesigen Forst von Fontainebleau, der die Kommune im Norden, Westen und Süden umschließt. Touristen aus dem In- und Ausland strömen wegen des berühmten Schlosses in die ehemalige Garnisonsstadt. Und die private Business School INSEAD katapultiert Fontainebleau in die Liga namhafter Wissensstandorte wie Harvard oder Yale.

Parc de Sceaux

Wenn der Park im Mittelpunkt steht

Schon seit dem 15. Jahrhundert gab es in Sceaux ein Herrenhaus. Colbert erwarb es im Jahre 1670 und ließ es radikal umbauen. Als Oberintendant für die Bauten des Königs verfügte er über die besten Kontakte und beauftragte die Crème de la Crème der damaligen Zeit. Claude Perrault, der sich schon in Versailles einen Namen gemacht hatte, wurde als Architekt verpflichtet. Der königliche Hofmaler Charles Le Brun kümmerte sich um die Ausstattung und André Le Nôtre um die Gestaltung eines französischen Gartens.

Rambouillet

Ein Schloss für den Präsidenten

Der Präsident Frankreichs verfügt nicht nur mit dem Elysée-Palast über einen herrschaftlichen Dienstsitz in Paris, sondern kann auch auf eine Reihe weiterer Unterkünfte im ganzen Land zurückgreifen, die für ihn vorgehalten werden, sollte er Lust verspüren, einmal der Hauptstadt den Rücken zu kehren. Eines dieser Feriendomizile ist seit 1896 das Schloss von Rambouillet im Südwesten von Paris, zwischen Versailles und Chartres gelegen.

Saint-Germain-en-Laye

Sinnbild eines elitären Lebensgefühls

Saint-Germain-en-Laye ist einer der beliebtesten Vororte von Paris und befindet sich im wohlhabenden westlichen Speckgürtel der französischen Hauptstadt. Neben einem Schloss zeichnet vor allem ein besonderes Lebensgefühl den Ort aus.

Parc de Saint-Cloud

Schlosspark ohne Schloss

Wie bei vielen Schlossparks in der Ile-de-France hatte André Le Nôtre auch beim Parc de Saint-Cloud seine Finger im Spiel. Alleen, die zugleich beeindruckende Sichtachsen sind, Wasserbecken und Kaskaden zeugen davon. Doch nach etwas sollte man in diesem ehemaligen Schlosspark nicht mehr suchen: nach einem Schloss. Es überlebte den Lauf der Geschichte nicht. Aber die Schönheit des Parks leidet darunter nicht.

Auvers-sur-Oise

Van Goghs letzte Ruhestätte

Seien Sie mal ganz ehrlich: Wissen Sie, wo sich Vincent van Goghs Grab befindet? Natürlich ist bekannt, dass der Künstler lange Zeit in Frankreich wirkte. Doch nur wenige wissen, dass er die letzten Tage seines Lebens im nordwestlichen Dunstkreis der Seine-Metropole verbrachte, in Auvers-sur-Oise. In diesem Ort befindet sich auch sein Grab. Doch nicht nur Vincent van Gogh verweilte in diesem Dorf. Auch andere Maler ließen sich hier inspirieren, so dass die Kommune an der Oise noch heute das Image eines Künstlerdorfes innehat.

Chantilly

Schloss, Pferde, Schlagsahne

Gleich wenn man mit dem Auto ankommt, begegnet man am Ortseingang den beiden Symbolen, die man gemeinhin mit Chantilly verbindet: dem Schloss und der Pferderennbahn. Chantilly selbst nennt sich stolz Capitale du Cheval (Pferdehauptstadt). Das königliche Anwesen, dessen Bau sich über vier Jahrhunderte erstreckte, ist eines der sehenswertesten und bekanntesten Schlösser im Pariser Umland. Es ist also mehr als verständlich, dass jedes Wochenende viele Hauptstädter, aber auch ausländische Touristen, hierher pilgern.

Pierrefonds

Beschaulichkeit versus Monumentalität

Die massive Festung von Pierrefonds thront geradezu über den Dächern des Ortes und wirkt viel zu groß für das kleine Dorf. Doch wenn die Abendsonne die Fassade anstrahlt und die Hektik des Tages der abendlichen Ruhe weicht, spürt man die ganze Magie von Pierrefonds. Dann verliert sogar das mächtige Schloss seine bedrohliche Monumentalität.

Unterwegs in Frankreich

Toulouse

Weltoffenheit und Lebenslust

Auf der einen Seite scheint Toulouse alles zu haben, was einen modernen Ballungsraum lebenswert macht: das Zentralmassiv im Norden, die Pyrenäen im Süden, das Mittelmeer im Osten und den Atlantik im Westen. Auf der anderen Seite liegt nichts davon direkt vor der Haustür, muss man immer erst einige Kilometer mit dem Auto oder Zug zurücklegen. Doch dieser Umstand führte mitnichten zu einer Identitätskrise. Ganz im Gegenteil, die viertgrößte Stadt Frankreichs gilt mit ihrer Weltoffenheit und Dynamik als einer der attraktivsten Orte im ganzen Land.

Alpen

Barcelonnette Einmal Mexiko und zurück

Im idyllischen Ubaye-Tal gelegen, könnte Barcelonnette eine alpine Kleinstadt wie jede andere sein, wäre da nicht eine sonderbare Verbindung ins ferne Mexiko, von der heute herrschaftliche Villen im Stadtbild sowie kulturelle Events im Veranstaltungskalender zeugen.

Lothringen

Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den Vogesen

Im Herzen des regionalen Naturparks Ballons des Vosges entspringt in einem reizvollen Tal die angeblich heißeste Thermalquelle des europäischen Kontinents. Die Alten Römer und illustren Gäste der letzten Jahrhunderte können sich nicht geirrt haben: Plombières-les-Bains ist ein besonders charmanter Kurort, der noch heute zahlreiche Gäste anlockt.

Frankreich heute

Vorstädte

Créteil, vom Leben in einer Trabantenstadt

Zwei Jahre sind bereits vergangen, seitdem massive Unruhen in den französischen Vorstädten ausbrachen. Heute hat sich die Situation wieder beruhigt, auch wenn sich die Probleme, die damals zu den Ausschreitungen führten, nicht grundlegend verändert haben. Doch die Suche nach Lösungen scheint keine oberste Priorität mehr zu genießen. Dafür müssen die Trabantenstädte, insbesondere im Pariser Speckgürtel, nun mit dem Image leben, gefährlich und trostlos zu sein. Eine Reputation, die viele Bewohner traurig stimmt, wohnen sie doch gerne in ihrem Viertel.

Politik

Bernard Kouchner: Ein Politiker mit Prinzipien

Der Lebenslauf von Bernard Kouchner ist einer der erstaunlichsten unter Frankreichs Politikern, und auch sein Erfahrungsschatz ist außergewöhnlich groß. Von den Barrikaden im Mai 1968 über die Mitgliedschaft der kommunistischen und später der sozialistischen Partei schlägt sein Herz bis heute politisch links. Dennoch findet er sich seitden letzten Wahlen auf Anfrage des konservativen Nicolas Sarkozy als Außenminister in einer rechten Regierung wieder.

Kommunalpolitik

Paris erlebt eine Fahrradrevolution

Noch vor kurzem wollte niemand daran glauben, dass man die Pariser Autofahrer davon überzeugen könnte, aufs Fahrrad umzusteigen. Obwohl sich die Metropole an der Seine aufgrund der geringen Entfernungen im Zentrum für diese Fortbewegungsart bestens eignet, waren Fahrradfahrer eher Exoten auf den Straßen. Seit Juli dieses Jahres stehen nun öffentliche Zweiräder an praktisch jeder Straßenecke zur Verfügung. Der Erfolg dieser Maßnahme übertrifft alle Erwartungen. Das als Vélib' bezeichnete Angebot mutiert zu einem Gesellschaftsphänomen.

Art de vivre

Fondation Le Corbusier

Das Erbe eines polarisierenden Architekten

Es ist kein Geheimnis, dass Le Corbusier zahlreiche Bauten in Frankreich hinterließ. Weniger bekannt ist allerdings, dass die Fondation Le Corbusier, die sein Erbe heute verwaltet, ihr Domizil versteckt in einer Sackgasse im 16. Arrondissement von Paris hat, und zwar in einer weißen Villa, wie sie für die Anfangsjahre des berühmten Architekten typisch waren. Eine Hälfte des Doppelhauses steht heute Besuchern offen.

Wein

AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon

63 kontrollierte Appellationen existieren im Loire-Tal, Frankreichs drittgrößtem Weinanbaugebiet. Rund die Hälfte der Produktion geht dabei auf das Konto der Weißweine, die einen zunehmenden Erfolg auf dem Weltmarkt verzeichnen. Unter den Weißweinen der «AOC Toraine» gibt es jedoch ganz besonders eine Rebsorte, die in letzter Zeit außergewöhnliche Zuwachsraten für sich verbuchen konnte: der Sauvignon.

Gastronomie

Preiswert essen in Paris

Paris hat den Ruf, ein teures Pflaster zu sein, insbesondere wenn es um Restaurants geht. Dabei gibt es auch in der französischen Hauptstadt die Möglichkeit, lecker und preiswert zu speisen. Echte Pariser kennen meist eine Reihe von Lokalen, die gutes Essen zu moderaten Preisen anbieten.

Chantals Rezept

Crêpe Bretonne

Das Nationalgericht der Bretonen ist schnell zubereitet und schmeckt Groß und Klein. Crêpes passen zu jeder Jahres- und Tageszeit. Sie können als leckeres Frühstück an einem Sonntagmorgen, als süße Kleinigkeit am Nachmittag oder als Dessert eines aufwendigen Mittags- oder Abendmenüs gereicht werden.