Ausgabe Nr. 13 (Januar/Februar 2008)
Fokus: Bordeaux
Pont de Pierre
Die schönste Annäherung an Bordeaux
Heute erreichen die Reisenden aus dem Norden und Osten Bordeaux nur noch selten über den Pont de Pierre. Meist überquert man die Garonne auf der Autobahnbrücke bzw. der Passerelle Eiffel, wenn man im TGV sitzt. Dabei wird jeder Bordelais bestätigen, dass eine Annäherung an die Stadt über den Pont de Pierre ein unvergessliches Erlebnis ist.
Typisch Bordeaux
Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden
In Bordeaux lassen sich zahlreiche Details im Stadtbild finden, die auf den ersten Blick oft unscheinbar wirken und doch so typisch für diese Stadt sind. Um sie zu entdecken, muss man nur mit offenen Augen durch die Straßen schlendern.
Alain Juppé
Interview mit dem Bürgermeister von Bordeaux
Der gebürtig aus den Landes stammende Alain Juppé ist nicht nur Bürgermeister von Bordeaux, sondern auch einer der großen Namen der französischen Politik. Eine Gerichtsentscheidung Ende 2004 zwang ihn jedoch, alle politischen Ämter niederzulegen, auch seine Tätigkeit als Bürgermeister von Bordeaux. Im Oktober 2006 wurde er mit 56,24 Prozent der Stimmen jedoch erneut zum Bürgermeisterder Stadt gewählt. Seitdem konzentriert er sich ganz darauf, Bordeaux weitervoranzubringen. Wir treffen Alain Juppé in seinem Büro im Rathaus der Stadt.
Viertel Saint-Michel
Bodenständig und populär
Wenn die herrschaftlichen Fassaden am Garonne-Ufer das leuchtende Schaufenster von Bordeaux sind, ist das Viertel Saint-Michel das bodenständige Hinterzimmer. Ein Ort, der sich seine Authentizität bewahren konnte, an dem sich die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten vermischen und wo man noch den Geist aus vergangenen Zeiten spürt, als Bordeaux eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt war.
Opposition
Ein neuer politischer Wind?
Nicht nur städtebaulich, auch politisch verändert sich Bordeaux. Historisch ist die Stadt eine Hochburg der Konservativen. Doch die letzte Parlamentswahl vor ein paar Monaten bewirkte ein politisches Erdbeben: Michèle Delaunay, Krebsforscherin und Mitglied der Parti Socialiste, gewann mit 50,93 Prozent der Stimmen den 2. Wahlkreis des Departements Gironde. Das waren 670 Stimmen mehr als der ebenfalls angetretene Alain Juppé erhielt. Zuvor saß mehr als 60 Jahre lang ein konservativer Politiker für Bordeaux in der Assemblée Nationale in Paris. Im nächsten Frühjahr will außerdem der amtierende Präsident der Region Aquitanien, der Sozialist Alain Rousset, als Kandidat Alain Juppé bei den anstehenden Kommunalwahlen auch noch aus dem Rathaus vertreiben. Wir trafen beide sozialistischen Spitzenpolitiker der Region in einem Restaurant an der Place Saint-Michel.
Stadterneuerung
Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft
Auf der einen Seite der Glanz und Prunk des 18. Jahrhunderts, auf der anderen Seite die Technologie und Modernität des 21. Jahrhunderts. Viele Städte sind daran gescheitert, Altes mit Neuem gekonnt zu verbinden. Auch ein gewisser Konservatismus bremste mancherorts Projekte aus. Nicht so in Bordeaux. Die Umgestaltungen der letzten Jahre sind ein gelungenes Beispiel moderner Stadtplanung, die gleichzeitig das wertvolle Erbe einer Stadt bewahrt.
Rive Droite
Ein Ufer auf Identitätssuche
Das rechte Garonne-Ufer bietet nicht nur den besten Blick auf das historische Zentrum von Bordeaux, es versinnbildlicht auch den Aufbruch der Stadt. In den letzten Jahren entstand hier ein neues Stadtviertel. Als besondere Sehenswürdigkeit hat sich dabei der neue botanische Garten entwickelt. Doch der Spagat zwischen dem Anspruch, etwas Neues zu schaffen, und der Bewahrung einer klassischen Architektursprache ist nicht immer einfach, die Gefahr, in Belanglosigkeit abzurutschen, groß.
Portraits
Der deutsche Blickwinkel
Wir haben viel über Bordeaux und die Bordelais geschrieben. Doch wie fühlt sich die Stadt aus deutscher Sicht an? Wir trafen dazu zwei Deutsche, die unterschiedlichen Generationen angehören und deren Alltag kaum verschiedener sein könnte. Beide kennen sich nicht und doch kommen sie zu dem gleichen Fazit: Bordeaux hinterlässt bleibende Eindrücke.
Unterwegs in Frankreich
Mougins
Picassos letzter Wohnort
Picasso ist vielleicht der berühmteste, aber nicht der einzige Maler, der die Reize von Mougins schätzte. Noch heute locken zahlreiche Galerien Kunstinteressierte aus der ganzen Welt in die Altstadt von Mougins, die hoch auf einem Hügel im Hinterland von Cannes thront, keine 15 Minuten vom Mittelmeer entfernt.
Les 3 Vallées
Grenzenloses Wintersportvergnügen
Das Skigebiet Les 3 Vallées rühmt sich damit, mit seinen 600 Kilometer langen Pisten und 200 Skiliften nicht nur das größte der Welt zu sein, sondern mit Val Thorens auch die höchste Skistation Europas zu beherbergen. Die drei Täler sind der perfekte Tummelplatzfür alle Wintersportbegeisterten. Wir haben das Skigebiet für Sie eine Woche lang getestet.
Moissac
Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte
Moissacs Einwohnerzahl von 13.000 Menschen würde vermuten lassen, dass der Ort im Departement Tarn-et-Garonne im Nordwesten von Toulouse nur von lokaler Bedeutung wäre. Doch Moissac ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Das Geheimnis dahinter: Die Kleinstadt ist ein wichtiges Etappenziel auf dem beliebten Jakobsweg nach Santiago de Compostela und beherbergt eine Abtei mit einem Portal und einem Kreuzgang im romanischen Stil, die beide außergewöhnliche Zeugnisse der europäischen Kunstgeschichte sind.
Frankreich heute
Verfassungsrat
Chiracs neuer Job
Der Conseil Constitutionnel ist ein Garant für die Einhaltung der französischen Verfassung. Seine regulären Mitglieder, die Weisen, sind der Unabhängigkeit verpflichtet. Gemäß der Verfassung der Fünften Republik haben ehemalige Präsidenten aber einen Anspruch darauf, ebenfalls einen Sitz im Verfassungsrat einzunehmen. Jacques Chirac übt dieses Recht aus und gehört offiziell seit dem 15. November dieser Institution an. Obwohl dies zwar von der Verfassung so vorgesehen ist, stellt der Vorgang ein Novum dar und bringt die Gewohnheiten des französischen Politikalltags durcheinander.
Karneval
Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor
Närrisches Treiben gibt es nicht nur am Rhein. Jedes Jahr feiern die Dünkirchener im Norden Frankreichs ebenfalls ihren Karneval. Ein großes Fest, das Wochen andauert. Um nichts in der Welt würden es die Einheimischen verpassen. In Dünkirchen gibt es aber weder Karnevalswagen noch Blumenparaden oder aufwendige Kostüme. Alles ist sehr einfach und authentisch geblieben, der Humor und die Freude am Feiern stehen an vorderster Stelle. In der Karnevalszeit lebt die ganze Stadt auf.
Touraine
Eine Region geht auf Marketingtour
Sonne, Wein, weltberühmte Sehenswürdigkeiten und eine gute Küche reichen heutzutage nicht mehr aus, um im internationalen Wettbewerb der Regionen und Städte zu bestehen. Ganz nach dem Motto «gemeinsam ist man stärker» schlossen sich in der Touraine deshalb Tourismusexperten mit anderen Akteuren der regionalen Wirtschaft zusammen, um gemeinsam die Region voranzubringen. Kürzlich charterte man sogar ein Flugzeug von Tours nach Düsseldorf, um sich drei Tage lang den Deutschen vorzustellen.
Art de vivre
Cité de l'Immigration
Ein notwendiges Museum
Für das Gedenken an die Einwanderer gibt es in den USA Ellis Island vor den Toren New Yorks. Nun hat auch Frankreich sein nationales Zentrum der Geschichte der Einwanderung, das im Oktober 2007 in Paris eröffnet wurde. 15 Jahre der Planung sind vergangen, die von heftigen und polemischen Debatten begleitet wurden, um endlich dieses Museum ins Leben zu rufen, dessen Einweihung zu einem eigenen Politikum wurde.
Wein
Bio-Wein, ein Sektor wird erwachsen
Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden französische Weinbauern, die sich der Bio-Bewegung verschrieben hatten, als weltfremde Träumer belächelt. Viele wurden gar verdächtigt, als Alt-68er heimlich mit esoterischen Theorien gegen Insekten und andere Krankheiten zu kämpfen. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert. Heutzutage vollzieht sich eine kleine Revolution, und aus der winzigen Nische ist ein großer Marktentstanden. Allerdings nicht immer ohne Probleme.
Genuss
La Galette des Rois
Zu den kulinarischen Traditionen Frankreichs gehört eine süße Köstlichkeit, die nur im Januar eines jeden Jahres erhältlich ist: die Galette des Rois. In der kurzen Verkaufszeit erfreut sie sich aber derartigen Zuspruchs, dass die Auslagen der Bäckereien und Konditoreien davon geradezu dominiert werden. Egal ob im Kreise der Familie, mit Freunden oder Arbeitskollegen, der gemeinsame Verzehr einer Galette des Rois ist ein festes Ritual. Aber Achtung, manch einer hat schon eine Zahnplombe beim Biss in die Galette verloren, aber nicht weil der Teig zu hart ist...
Chantals Rezept
Petit Salé aux Lentilles
Gepökelter Schweinebauch mit grünen Linsen ist ein typisches französisches Gericht, ideal für die kalte Jahreszeit. Es ist nicht nur herzhaft, sondern enthält auch viele Vitamine und Mineralstoffe. Sollten am Ende noch Linsen übrigbleiben, kann man aus den Resten einen leckeren Eintopf zubereiten.