Ausgabe Nr. 36 (November/Dezember 2011)
Unterwegs in Frankreich
Loire-Tal
Blois, ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen
Auf einem kleinen Hügel über der Loire liegt idyllisch die Stadt Blois. Dabei verbirgt sie furchtbare Geheimnisse. Hier wirkt alles, als wäre die Zeit immer genauso ruhig dahingezogen wie der Fluss vor ihren Toren. Doch oben über der Stadt hat das Schloss Intrigen, Verschwörungen und Skandalen gesehen, die dramatisch und nur selten amüsant waren. Ein Besuch in der ehemaligen Residenz der französischen Könige ist eine gute Gelegenheit, einige besondere Seiten des französischen Geschichtsbuchs aufzuschlagen.
Paris
Avenue des Champs-Elysées
Mit einer Länge von 1.910 und einer Breite von 70 Metern verbinden die Champs-Elysées den Obelisken auf der Place de la Concorde mit dem Triumphbogen auf der Place Charles de Gaulle, auch Etoile bzw. Place de l'Etoile genannt. Für die Franzosen gibt es keinen Zweifel: die Straße ist in ihren Augen die schönste Avenue der Welt. Hinter dieser kleinen Arroganz versteckt sich die spezielle Verbundenheit eines Volkes mit einem Prachtboulevard, der eine besondere Rolle im kollektiven Gedächtnis einnimmt. Doch was ist aus les Champs, wie die Einheimischen liebevoll sagen, heute geworden? Entspricht die Realität noch dem einstigen Mythos dieser legendären Avenue? Eine Ortsbesichtigung.
Gironde
Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte
Mit einer Breite von bis zu zwölf Kilometern ist die Gironde eine der breitesten Flussmündungen Europas. Wegen seiner strategischen Bedeutung versuchten die Franzosen seit jeher, diesen Ästuar zu kontrollieren und vor feindlichen Eindringlingen zu schützen. Keine leichte Aufgabe, zumal die Gironde den Gezeiten des Atlantiks unterliegt, was eine Abriegelung noch zusätzlich erschwert. Doch der berühmte Ingenieur Vauban (1633-1707) dachte sich im 17. Jahrhundert ein kühnes Verteidigungskonzept aus, mit dem er im Ernstfall das Passieren feindlicher Schiffe unterbinden wollte. Er ließ dafür drei Festungen errichten, jeweils eine an jeder Uferseite und eine weitere auf einer Insel in der Mitte der Flussmündung. Heute gehören diese Bauwerke zum Welterbe der UNESCO und sind ein schönes Ziel für einen Tagesausflug entlang der Gironde.
Neufchef & Aumetz
Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel
Lothringen war früher eines der größten Eisenerzfördergebiete der Welt. Mehr als drei Milliarden Tonnen wurden im Laufe der Jahre aus dem lothringischen Boden geholt. Doch wegen günstigerer Förderbedingungen in anderen Regionen der Welt wurde der Eisenerzbergbau in Lothringen, der früher einmal 23.000 Kumpels in 55 Zechen beschäftigte, am Ende des 20. Jahrhunderts ausgelöscht. Einige Bergmänner zwischen Metz und der luxemburgischen Grenze wollten sich aber nicht damit abfinden, dass dieses industrielle Erbe in Vergessenheit gerät. Ihrem Mut und Engagement ist es zu verdanken, dass zwei Museen in Neufchef und Aumetz die Vergangenheit der Region wachhalten. Eine Geschichte, die menschlich berührt.
Domaine du Rayol
Die Geschichte eines ungewöhnlichen Parks
Die Domaine du Rayol ist ein ganz besonderer Park, wie er an der Mittelmeerküste, wo die Immobilienentwickler einen unersättlichen Appetit auf Grundstücke haben, nur noch selten zu finden ist. Zwischen Le Lavandou und Cavalaire-sur-Mer, rund 20 Kilometer von Saint-Tropez entfernt gelegen, beherbergt der Garten Pflanzen aus Gegenden der ganzen Welt, in denen die klimatischen Bedingungen ähnlich der dieser Küste sind. Eine Reise durch mediterrane Landschaften auf einer Fläche von 20 Hektar.
Arras & Douai
Riesen für den Kleinen
Seit dem 16. Jahrhundert existiert im Norden Frankreichs und dem angrenzenden Flandern die Tradition riesiger Puppen, die zu einer Art Maskottchen der jeweiligen Orte geworden sind und bei festlichen Anlässen von Einwohnern durch die Straßen getragen werden. Ein Spektakel, das nicht nur Kinder fasziniert und einen Reiseplan spontan durcheinanderbringen kann.
Frankreich heute
Tourismus
Trends für den Winterurlaub 2011/12
Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit wächst bei vielen die Lust auf einen Winterurlaub in den Bergen. Mit den Vogesen, dem Zentralmassiv, den Alpen und den Pyrenäen besitzt Frankreich gleich vier große Gebirge mit vielfältigen Wintersportmöglichkeiten. Von der internationalen Skistation bis zum kleinen authentischen Bergdorf reicht das Angebot. Doch die nationale und internationale Konkurrenz ist groß, so dass viele Orte versuchen, mit originellen Einfällen aufzufallen. Ein Überblick der wichtigsten Trends und ungewöhnlichsten Ideen der Winterurlaubssaison 2011/12.
Umweltschutz
Kettensägenmassaker am Welterbe Canal du Midi
Es hört sich an wie ein böser Alptraum und doch ist es Realität: Die 42.000 Platanen, die die 239 Kilometer des weltberühmten Canal du Midi säumen, sind in ihrem Fortbestand bedroht und müssen in den kommenden 15 Jahren wahrscheinlich allesamt gerodet werden. An 1.000 Bäumen wurde dieses Jahr bereits die Kettensäge angelegt, weitere 4.000 folgen 2012. Und das ist nur der Anfang. Die Ursache ist eine unheilbare Pilzerkrankung der Bäume, die seit 2006 stark zunimmt und die bisher nur eingedämmt werden kann, indem die befallenen Bäume sowie die Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft entfernt werden. Eine Katastrophe für einen Kanal, der gerade auch wegen seiner schattenspendenden Platanen zum UNESCO Welterbe zählt.
Berufe
Félisa, Gardienne in Paris
Félisa ist Spanierin, geboren 1950 in Galizien. Mit 16 Jahren kam sie nach Frankreich. Seit fast 20 Jahren ist sie nun schon Gardienne in einem Wohnhaus mit rund 30 Apartments im 15. Arrondissement von Paris. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen wohnt sie in einer winzigen Hausmeisterwohnung, die gleichzeitig als Pförtnerloge dient. Sie teilt sich 25 Quadratmeter mit ihrem 18-jährigen Sohn Alfredo und ihrem Mann Paco. Einen Feierabend kennt Félisa nicht wirklich, fast rund um die Uhr ist sie für die Bewohner des Hauses ansprechbar. Als Gegenleistung erhält sie gerade einmal 1.000 Euro im Monat. Doch Félisa ist glücklich mit ihrem Job. Sie weiß, dass ihre Arbeit geschätzt wird und dem Haus eine Seele gibt. Paris wäre nicht die gleiche Stadt, würde es Menschen wie sie nicht geben.
Art de vivre
Weinbrand
Cognac, eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte
Der Cognac feiert auf der ganzen Welt Erfolge. Der Konsum dieses Getränks steigt von Jahr zu Jahr, was die Hersteller in den Departements Charente und Charente-Maritime natürlich glücklich macht. Wie kaum eine andere Spirituose ist der Weinbrand zudem geschmacklich äußerst vielfältig. Porträt eines ganz besonderen alkoholischen Getränks.
Chantals Rezept
Liqueur d'estragon
Dieses Mal wollen wir nichts braten, dünsten oder kochen, sondern einen Estragonlikör zubereiten. Eine ganz einfache Sache, die man später gut mit Freunden genießen kann. Estragonlikör fördert die Verdauung und hat einen süßen Abgang am Gaumen. Aber trotzdem Achtung: Es handelt sich bei diesem zartgrünen Digestiv um einen starken Alkohol - man sollte ihn also in Maßen trinken. Bonne dégustation!
Genuss
L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons
Olivenöl ist ein fester Bestandteil der südeuropäischen Küche, so auch der französischen. Zwar stehen in Ländern wie Spanien und Griechenland aus traditionellen Gründen noch mehr Olivenbäume als in Frankreich, doch die französische Olivenölproduktion steigt stetig. Wie für Wein gibt es auch für Olivenöl kontrollierte Herkunftsbezeichnungen, die sogenannten AOC. Doch Olivenöl ohne dieses Siegel ist nicht zwangsweise schlechter, wie ein Besuch bei einem engagierten Produzenten im Süden des Departements Drôme unweit von Nyons beweist.