Ausgabe Nr. 49 (Januar/Februar 2014)
Unterwegs in Frankreich
Marseille
Die Renaissance einer Metropole!?
Ein Jahr lang durfte sich Frankreichs zweitgrößte Stadt als Kulturhauptstadt Europas feiern lassen. Nun geht ein aufregendes Jahr zu Ende und es stellt sich die Frage nach der Zukunft. Doch wie ist Marseille überhaupt? Stimmt das Klischee vom kriminalitätsgeplagten Moloch oder ist die Metropole auf dem Weg zu einer neuen Blütezeit? Impressionen und Erlebnissplitter aus einer zerrissenen, aber verführerischen Stadt. Einer Stadt, die viele Gesichter hat und niemals ihre Würde verliert, egal wie widrig die Umstände sind.
Normandie
Die Stars der Côte Fleurie
Die Côte Fleurie, die Blumenküste, erhielt ihren Namen aufgrund der blühenden Gärten und Wiesen, wie sie für diesen normannischen Küstenabschnitt und das Hinterland, das Pays d'Auge, typisch sind. Urlauber schätzen die schönen Sandstrände am Ärmelkanal und die gediegenen Seebäder. Gerade Cabourg, Deauville und Trouville-sur-Mer locken mit einem Flair, das Erinnerungen an die Belle Epoque, die Hochzeit der Küste, wachwerden lässt. Honfleur bildet mit seinem malerischen Hafenbecken und seiner maritimen Vergangenheit einen angenehmen Kontrapunkt.
Vichy
Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit
Im Bourbonnais in der nördlichen Auvergne gelegen, ist Vichy bis heute einer der wichtigsten Kurorte Frankreichs. Schon die alten Römer schätzten die heißen und kalten Quellen, die hier an der Erdoberfläche austreten. Illustre Gäste zählten über die Jahrhunderte zu den Besuchern der Thermalanlagen. Doch auch eines der dunkelsten Kapitel der französischen Geschichte, die Zeit des Vichy-Regimes während des Zweiten Weltkrieges, wird mit dem Ortsnamen in Verbindung gebracht. Vichy trägt seitdem eine historische Last, die es sich nicht selbst ausgesucht hat.
Route Napoleon
Einmal quer durch die Alpen
Sie ist 335 Kilometer lang und führt von Cannes quer durch die Alpen bis nach Grenoble: die Route Napoleon. Die Straße ist mehr als eine touristische Strecke. Auf diesen Kilometern hat sich entschieden, ob es Napoleon Bonaparte nach seiner Verbannung nach Elba noch einmal an die Spitze Frankreichs schaffen würde. Über Grasse, Castellane, Digne-les-Bains, Sisteron und Gap führte sein Triumphzug in nur sieben Tagen. Heute lässt sich die Strecke an einem Tag bewältigen. Mehr Spaß macht es aber, sich Zeit zu lassen und ein paar Zwischenstopps für Erkundungen rechts und links der Strecke einzuplanen.
Korsika
Türme, Kühe und Kanonen, unterwegs auf dem Zöllnerpfad vom Cap Corse
Das Cap Corse, die nördlichste Spitze Korsikas, ist bei Touristen beliebt, denn hier lässt sich jede Menge sehen und erleben. Wer im Urlaub Natur, Kultur und etwas sportliche Betätigung kompakt miteinander kombinieren will, dem sei eine Wanderung auf dem Sentier des Douaniers empfohlen: Ein schmaler Pfad führt entlang von Klippen und schönen Stränden durch eine beeindruckende Küstenlandschaft. Besonders faszinieren halb verfallene Türme aus der Zeit der genuesischen Herrschaft.
Rochefort
Die Stadt, die ihre Träume lebt
Obwohl Rochefort nicht direkt am Meer liegt, wird die Stadt an der Charente aufgrund eines königlichen Beschlusses im 17. Jahrhundert zur Hafenstadt. Eine Anordnung, die das Schicksal der bis dahin unbedeutenden Siedlung brüsk verändert. Die Bewohner von Rochefort müssen sich quasi über Nacht dem Meer gegenüber öffnen. Sie lernen dabei eine wichtige Lektion: Wenn man wirklich etwas will, ist fast nichts unmöglich. Der Wunsch, Träume und Utopien zu verwirklichen, ist zum Erbgut der Stadt geworden, er ist bis heute der Motor ihrer Entwicklung.
Frankreich heute
Politik
François Hollande: Es ist nicht einfach, Präsident zu sein
Noch nie waren die Franzosen so unzufrieden mit einem Präsidenten wie mit François Hollande. In den letzten Umfragen erklärte nur einer von fünf Franzosen, mit der Arbeit des Staatsoberhauptes zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Liegt es an der Person François Hollande oder daran, dass die Franzosen schwer regierbar sind? Wie weit ist der Präsident mit der Erfüllung seiner Wahlversprechen anderthalb Jahre nach Amtsantritt? Fragen, die nie aktueller waren als in der momentanen Krise im Land.
Gesellschaft
Die Franzosen entdecken das Wandern
Noch nie war das Wandern in Frankreich so beliebt wie heute. In den letzten Jahren ist es zu einem Phänomen geworden, das alle Gesellschaftsschichten erfasst. Naturliebhaber, Sonntagswanderer und neue Wanderprofis entdecken ihr Land als Eldorado für eine Fortbewegung zu Fuß. Außerdem erweist sich der Trend für viele Wirtschaftsbereiche und den Tourismus als äußerst attraktiv.
Deutsch-Französische Freundschaft
Ein Grenzfall: Zwei zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor
Durch die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages wurde die gute Beziehung zwischen den ehemaligen Erbfeinden Deutschland und Frankreich gesetzmäßig vorgeschrieben. Wie gehen die Menschen mit dieser vertraglich verordneten Freundschaft im täglichen Leben um? Wir gehen aus Anlass des deutsch-französischen Tages am 22. Januar, der an diesen Freundschaftsvertrag erinnert, der Frage nach und besuchen Grosbliederstroff, einen Ort in Lothringen, und das benachbarte Kleinblittersdorf auf deutscher Seite. Beide Gemeinden sind nur durch einen Fluss voneinander getrennt und über eine Fußgängerbrücke (Freundschaftsbrücke bzw. Pont d´Amitié) miteinander verbunden. Beide Orte haben außerdem eine gegenseitige Städtepartnerschaft geschlossen. Im Interview beantworten Monsieur Niederländer, Bürgermeister von Grosbliederstroff, sowie Herr Strichertz, Bürgermeister der Gemeinde Kleinblittersdorf, Fragen über das alltägliche Zusammenleben.
Art de vivre
Aperitif
Die Kunst des Aperitifs
Der Aperitif - oder für die Insider « l'apéro » - gehört zu den wichtigsten französischen Gewohnheiten. Man kann zu Recht sagen, dass er integraler Bestandteil des nationalen Kulturguts sei. In allen Gesellschaftsschichten bekennt man sich zum Aperitif. Nur zwei Prozent der Franzosen sagen, dass sie nie einen Aperitif zu sich nehmen. Der Aperitif bringt Menschen zusammen und sorgt für eine lockere Atmosphäre, bevor es gemeinsam zu Tisch geht. Doch wie bei jedem guten Brauch gibt es ein paar Regeln, die man kennen sollte, damit der Aperitif wirklich der erste Höhepunkt vor dem eigentlichen Essen wird.
Chantals Rezept
Ile flottante
Ile flottante, wörtlich übersetzt « schwimmende Insel », ist ein großer Klassiker unter den französischen Desserts. In vielen französischen Restaurants steht es auf der Speisekarte. Manche sagen dazu auch Œufs à la neige (Eischnee). Ursprünglich handelte es sich um Eischnee, der mit einer Crème anglaise und auf einer in Likör getränkten Brioche serviert wurde. Im Laufe der Zeit fiel die Brioche weg, was das Ganze leichter verdaulich macht. Mich begeistert neben dem Geschmack das Aussehen dieses Desserts. Beim Anfertigen der Karamellhauben sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Genuss
Die AOC Aquitaniens
Aquitanien zeichnet sich durch seine Lage zwischen dem Atlantischen Ozean im Westen, den weitläufigen Kiefernwäldern der Landes im Hinterland der Küste und den hohen Bergen der Pyrenäen im Süden aus. 130 regionale Produkte genießen einen AOC-/AOP-Status. Das Gros der kontrollierten Herkunftsbezeichnungen entfällt auf Weine. Aber auch ein paar AOC-Lebensmittel kommen aus der Region, selbst wenn deren Hauptproduktionsgebiete teilweise in Nachbarregionen liegen. Unterm Strich wird die Region ihrem Ruf gerecht, eine Hochburg für Weinliebhaber und Feinschmecker zu sein.
Gastronomie
A table!
Wenn es eine Sache gibt, die von allen französischen Regionen in den Vordergrund gestellt wird, dann ist es die Behauptung, dass man in der eigenen Region gut essen könne. Überall im Land ist man stolz auf die lokale Küche, auf regionale Produkte und Besonderheiten in der Zubereitung, auf die Kunst, die Nahrungsaufnahme als ein Erlebnis zu inszenieren. Gut zu essen, ist eines der wichtigsten Bedürfnisse der Franzosen. Doch obwohl dies für das ganze Land gilt, gibt es unter den 22 Regionen Frankreichs eine, wo sich kulinarische Genüsse ganz besonders zu Hause fühlen dürfen: in den Pays-de-la-Loire. Schon seit Jahrhunderten pflegt man in der Region ohne viel Aufsehen eine raffinierte Kochkunst. Diese Tradition erlaubt den Pays-de-la-Loire auch heute, Besucher mit etwas so Universellem wie dem Essen zu überraschen.