Ausgabe Nr. 58 (Frühling 2016)
Unterwegs in Frankreich
Chambord
Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss
Chambord wird von allen Schlössern der Loire als das außergewöhnlichste betrachtet. Zunächst natürlich wegen seiner Ausmaße: 156 m lang, 56 m hoch, 77 Treppen, 282 Kamine, 426 Zimmer… , die Zahlen sind schwindelerregend. Doch das, was die eigentliche Faszination von Chambord ausmacht, ist vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbar. Es ist mehr als das beeindruckende Schloss, das der ambitionierte Franz I. daraus machen wollte. Der Souverän wusste immer einen Teil seines Geheimnisses zu bewahren, und gerade das macht Chambord heute zu einem bemerkenswerten Schloss, das einen Besuch wert ist.
Ile d’Ouessant
Eine Insel voller Leben
Die kleine Insel Ouessant, dieser letzte Kieselstein, der aus dem Atlantik auftaucht, der äußerste Zipfel der Bretagne, ist gar nicht so klein, wie man denken könnte. Für viele Menschen ist sie die legendäre Hüterin über diesen Teil des Ozeans, wo sich die Wasser des Nordens und des Südens treffen und Strömungen entstehen lassen, die zu den gefährlichsten auf der Welt zählen.Man liebt die Insel für ihre wunderschöne Landschaft, wenn sie den Elementen trotzt, die sich dort austoben. Aber man darf Ouessant nicht auf die spektakulären Stürme im Winter reduzieren. Im Frühling, wenn eine gewisse Ruhe auf der Insel eingekehrt ist, verwandelt sie sich in ein friedliches und geschütztes Stückchen Erde, fern der Umtriebe des Kontinents. Eine weniger bekannte Welt.
Eine Welt, in der Bewohner leben, die eine besondere Herzlichkeit ausstrahlen, die sich ihren Esprit ouessantin bewahrt haben, eine weise Mischung aus Solidarität, Weltoffenheit und vor allem Freiheit. Damit ist die Insel der ideale Rahmen für schöne Begegnungen, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad ...
Fontaine-de-Vaucluse
Die berühmteste Quelle Frankreichs
Rund vierzig Kilometer östlich von Avignon, im kleinen Ort Fontaine-de-Vaucluse, gibt es ein einmaliges Naturdenkmal: die Quelle der Sorge. Zu Füßen eines 230 Meter steil abfallenden Felsens quillt aus der Tiefe einer beeindruckenden Höhle glasklares Wasser hervor, dessen jährliche Durch ussmenge von unvorstellbaren 630 bis 700 Millionen Kubikmetern die Quelle zu einer der ergiebigsten auf der ganzen Welt macht. Ein Phänomen, das auch heute noch Speläologen fasziniert. Die beste Jahreszeit, um diesen Ort zu besuchen, ist das Frühjahr.
Marais Audomarois
Ein Sumpfgebiet für Kenner
Von den französischen Sumpfgebieten ist das Marais Poitevin das namhafteste und das von Touristen meistbesuchte. Doch in der Region Nord-Pas-de-Calais, etwa 70 km nordwestlich von Lille, vor den Toren von Saint-Omer, gibt es ein Sumpfgebiet, das zwar weit weniger bekannt, doch ebenfalls einen Besuch wert ist: das Marais Audomarois.
Entlang einer Strecke von 170 Flusskilometern findet man dort eine einzigartige und besonders geschützte Fauna und Flora. Das ist aber nicht alles. Diese lebendige Gegend, die niemanden unberührt lässt, gilt zudem als eines der letzten Sumpfgebiete Frankreichs, in dem Gemüse angebaut wird. Ein Marais für Kenner also, sowohl was die Besucher angeht, als auch diejenigen, die dort arbeiten.
Le Train Bleu
Ist das legendäre Restaurant noch immer einen Besuch wert ?
Le Train Bleu, das Restaurant im ersten Stock des Pariser Gare de Lyon, gegenüber den Gleisen, gehört zu den Lokalen der Hauptstadt, die man als legendär bezeichnen kann. Es wurde 1900 im Rahmen der Weltausstellung durch die Compagnie des Chemins de fer Paris-Lyon-Méditerranée (PLM) eröffnet und zählt aufgrund seiner Architektur und Ausstattung zu den luxuriösesten Bahnhofsrestaurants der Welt. 2014 wurde ein Betrag von 4,5 Millionen Euro in die Renovierung dieses renommierten Etablissements investiert; nach einem zweimonatigen Umbau wurde es wiedereröffnet. Ein Jahr später ist es Zeit, Bilanz zu ziehen: Wie hat sich diese Modernisierung auf die besondere Atmosphäre des Le Train Bleu ausgewirkt? Ist das legendäre Restaurant noch immer einen Besuch wert?
Frankreich heute
Erfolgsgeschichten aus Frankreich
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0
Denis Mollat ist ein glücklicher Chef. Der dynamische und gut gekleidete Sechziger vertritt die vierte Generation einer Buchhändlerfamilie und führt seit 1990 eine erfolgreiche Buchhandlung in
Bordeaux,
die mehr ist als « nur » eine Buchhandlung, die seinen Namen trägt. Diese größte unabhängige Buchhandlung Frankreichs ist sozusagen eine Institution und feiert in diesem Jahr ihren 120.
Geburtstag.
In seinem Büro in Bordeaux hatten wir die Gelegenheit, uns mit einem Menschen zu unterhalten, der dynamischer ist denn je und optimistisch in die Zukunft blickt.
Ein Gespräch über die Gründe für diese im Hexagon einzigartige Entwicklung in einer Branche, die sonst sehr stark unter der Krise leidet.
Gesellschaft
Integration: die Schwächen des französischen Systems
Eine aktuelle
Studie zeigt, dass Einwanderer relativ gut in das soziale Leben in Frankreich integriert sind, dass jedoch die sozioökonomische Eingliederung schwierig und Arbeitslosigkeit und
Diskriminierung an der Tagesordnung sind.
Art de vivre
Wein
Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass gelagert?
Selbst wenn es unsere Vorstellung enttäuschen mag, Wein
wird nicht immer in attraktiven Barriques gelagert. Lesen Sie hier, warum französische Winzer auch andere Behälter nutzen.
Chantals Rezept
Profiteroles au chocolat chaud
« Profiteroles sind ein Klassiker der französischen Küche, man findet sie daher sehr oft auf den Speisekarten der Restaurants. Vielleicht mittlerweile zu oft!
Denn gute, hausgemachte Profiteroles (kleine Windbeutel) sind heute die Ausnahme. In zahlreichen Restaurants werden sie aus tiefgefrorenem, industriell gefertigtem Teig hergestellt. Sie haben dann nichts mehr mit echten Profiteroles zu tun.
Wenn Sie wirklich sehr gute kosten möchten, dann probieren Sie dieses authentische Rezept aus. Es ist gar nicht kompliziert, und Sie werden damit die größten Leckermäuler überzeugen, da bin ich mir sicher! Bonne dégustation! »
Produkte
Eau de Javel
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind, auch wenn sie – vom Ausland aus
betrachtet – vielleicht
nicht immer als typisch französisch wahrgenommen werden. Eines dieser französischen Kultprodukte ist das Eau de Javel. Sowohl in der Industrie als auch in Privathaushalten im Hexagon wird
es als DAS unverzichtbare Produkt angesehen, um alles und jedes zu desin zieren und strahlend sauber zu machen. Das geht so weit, dass in Frankreich pro Sekunde 7,8 l dieses
Chlorwassers verbraucht werden. Damit liegt das Land auf dem 5. Platz in der weltweiten Rangliste und ist in Europa der zweitgrößte Verbraucher hinter Spanien. Allerdings scheint das gute alte
Eau de Javel heutzutage aus Sorge um die Umwelt infrage gestellt zu werden.